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Der Zentralwanderhof Herzogsägmühle 1934 bis 1945, Nationalsozialismus

Herzogsägmühle wurde zum Zentrum nationalsozialistischer Zwangsfürsorge in Bayern. Die Arbeiterkolonie war fortan als „Zentralwanderhof“ erste Einweisungsstelle für „Asoziale“.

Neuer Träger wurde der Landesverband für Wander- und Heimatdienst, dem sich der Verein für Arbeiterkolonien angeschlossen hatte. Im Auftrag des Bayerischen Innenministeriums betrieb er ein Netz weiterer Zwangsanstalten – auch für Frauen, Kinder und Jugendliche.

Hilfsbedürftige unterlagen in der NS-Zeit dem Stigma rassenbiologischer Minderwertigkeit. Nach dem Ende der Massenarbeitslosigkeit gab es neue Armutsrisiken. So erfolgten Zwangseinweisungen aufgrund von Krankheit, Gebrechlichkeit, unehelicher Mutterschaft, Kinderarmut und Kriegsnot.

In Herzogsägmühle kamen in der Kriegszeit eine Abteilung für „asoziale“ Jugendliche, ein Kriegsgefangenenlager und eine Station für Tuberkulose-Kranke hinzu.

Die Persönlichkeitsrechte auf Freizügigkeit und selbständige Arbeitssuche wurden systematisch eingeschränkt. Arme auf Wanderschaft standen nun unter dem Verdacht genetisch bedingter „Nichtsesshaftigkeit“ und wurden zwangseingewiesen. Die Sterblichkeitsrate verdoppelte sich: Über 400 vorwiegend alte Männer verloren durch Unterversorgung und Selbstmord ihr Leben. Hinzu kamen Todesfälle nach Einweisung in Konzentrationslager und psychiatrische Anstalten.

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