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Fürsorgeheim bis 1955 - Herzogsägmühler Heime bis 1990

Vom Kriegsende bis zur deutschen Wiedervereinigung spiegelte sich in Herzogsägmühle der Wandel der Bundesrepublik Deutschland hin zum modernen Sozialstaat – allerdings mit zeitlicher Verzögerung.

Seit 1946 wird Herzogsägmühle von der Inneren Mission München geleitet. Die in der NS-Zeit festgelegte Aufteilung in Jugend- und Erwachsenenfürsorge und das autoritäre Konzept der Verwahrung wurden beibehalten. Die Folgen des Krieges prägten das Fürsorgeheim:
Es kamen Flüchtlinge, Kriegsversehrte, entwurzelte Jugendliche und auch Nazis aus der Internierung.

Die Kritik an der Heimerziehung und damit ausbleibende Einweisungen bedeuteten in den 1960er Jahren beinahe das Ende der Einrichtung. Auf Druck der Aufsichtsbehörden und mit Ideen einer neuen Generation von Mitarbeitern – geprägt durch die „68er-Bewegung“ – kam ein Reformprozess in Gang: Sozialtherapeutisches Denken stellte die Orientierung an den jeweils persönlichen Bedürfnissen in den Mittelpunkt.

Bis Ende der 1980er Jahre entstanden so neue Angebote für Erwachsene: Hilfen für psychisch Erkrankte, Suchtkrankenhilfe und Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Die Möglichkeiten beruflicher Ausbildung für Jugendliche wurden erweitert.

Motoren hierfür waren zum Beispiel das Bundessozialhilfegesetz von 1961 – es führte den Anspruch auf Hilfen für „individuelle Lebenslagen“ ein – sowie die Psychiatriereform der 1980er Jahre. Armut wuchs trotz der Wohlstandsgesellschaft und bekam neue Gesichter.

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